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International Teil 2 (Mittel- & Südamerika)

Die 5. Jahreszeit wird überall auf der Welt in christlich geprägten Ländern gefeiert. Der Art und Weise sind hingegen keine Grenzen gesetzt, aber bei den meisten geht es immer wieder um das gleiche. Das letzte mal zusammen feiern, bevor die strenge Fastenzeit beginnt. Nach den ersten Bräuchen aus Europa im ersten Teil, entführe ich euch mit diesem Teil nach Mittel- und Südamerika.

 

In diesem Teil:

Bolivien - Carnaval de Oruro

Trinidad & Tobago - Der Trinidad & Tobago Carnival

Brasilien - Carnaval do Rio

 

 

Hinweis: Da ich selbst keine Bilder dieser Bräuche habe, habe ich dafür die Bilder von Facebook, Youtube oder Instagram verlinkt bzw. eingebettet mit einem Bezug zum Originalbeitrag. Die Eigentümer der Bilder bleiben dadurch erhalten und das Foto wurde nicht neu hochgeladen. Falls das Originalfoto gelöscht wird, kann es auch hier nicht mehr angezeigt werden.


Bolivien - Carnaval de Oruro

Der Carneval in der Stadt Oruro im Andenmassiv auf über 3.700 Höhenmetern ist ein riesiges Spektakel. Das Fest erstreckt sich über 3 Tage vom Fasnetsamstag bis Rosenmontag, jedoch findet ca. 2-3 Wochen vorher schon mal ein besonderes Ereignis statt. Das "Festival de bandas" oder auf Deutsch das Fest der Musikkapellen. Hier nehmen alle Blasmusikkapellen teil, die auch am Karneval selbst die Tanzgruppen an den Umzügen begleiten und damit rund 3.000 - 4.000 Musiker. Besonders an diesem Event ist vor allem, dass es mit einem gemeinsamen Auftritt beginnt, bei dem gemeinsam ein paar Musikstücke gespielt werden.


Zusammen werden unter anderem die Nationalhymne oder auch die Hymne der Stadt Oruro gespielt. Danach findet zwischen allen Kapellen ein Musikwettbewerb statt, wo die beste Gruppe ausgezeichnet wird. Die Liveübertragungen gehen dabei bis zu 5 Stunden.

 

Danach machen wir einen kleinen Zeitsprung und gehen direkt zum Schmotzigen Donnerstag. An diesem Tag wird das Fest "Anata Andina" überwiegend von der Indigenen Bevölkerung gefeiert, bei dem man Pachamama (Mutter der Erde) und den Achachilas (Götter für Wind, Regen,...) für die letzte Ernte und auch die kommende Ernte dankt. Hier muss gesagt werden, dass der christliche Glaube von den Spaniern aus dem 17. Jhd. stark verschmolzen ist mit den indigenen Ritualen. Das missionieren wurde besser aufgenommen, als die dort ansässigen Urus ihren Glauben mit einbringen durften und so noch heute deren Gottheiten in diesem doch christlichen Fest eingebracht wurden und der Glaube der Andenvölker ist stark von Teufeln, Geistern, Vogelmenschen und auch Drachen geprägt, welche sich in den Kostümen auch wiederfinden.

Der Fasnetsamstag bildet dann den Höhepunkt des Karnevals. Der Tanz Diablada. Es ist der prächtigste und originellste Tanz in Bolivien und repräsentiert den Kult des bösen der andinen Götter Supay und Huari und dem christlichen Teufel. Huari galt als Gott der Kraft, des Feuers und der Berge und wurde von den Minenarbeitern während der Zwangsarbeit weiterhin verehrt und Opfer gebracht um ihn zu besänftigen. Als er Schlangen, Frösche, Echsen und ein Heer aus Ameisen schickte half die jungfreuliche Göttin Ñusta indem sie die Tiere in die Steine und den Sand in der Umgebung verwandelte und Huari floh endgültig in das innere des Berges. Im christlichen Sinn ist es der Kampf gegen Luzifer und die 7 Totsünden. Diese Schlacht wird mit diesem Tanz verkörpert in Farbenfrohen Kostümen und auch mit geschnitzten Holzmasken werden Teufel, Gottheiten und auch der Erzengel Michael als das Gute dargstellt. Mit 10.000 Tänzern und 3.000 Musikern wird dann tanzend der rund 3 Kilometer lange Umzugsweg beschritten.


Der Sonntag beginnt dann am Morgen um 4:00 Uhr. Hier vereinen sich wieder alle Musikkapellen gemeinsam vor der Kirche zum "saludo al sol". Auf Deutsch der Gruß der Sonne. Dieses mal spielen die Kapellen aber nicht zusammen, sondern spielen mit dem aufgehen der Sonne jeder die Musik ihrer Tanzgruppe, gleichzeitig. Das sind dann rund 40-50 verschiedene Musikstücke die direkt nebeneinander gespielt werden. Nach diesem frühen Ereignis ist der Sonntag eher ruhiger und nach einem Alkoholverbot am Samstag kann man an diesem Tag auch wieder trinken.

 

Zum Schluss kommt noch der Rosenmontag. Hier treffen sich wieder alle Gruppen bei der Kirche, betreten diese tanzend und nehmen Abschied von der Jungfrau, bedanken sich für ihre Unterstützung und bitten um Kraft und Erfolg für das kommende Jahr. Am Abend feiert dann jede einzelne Gruppe für sich ein Fest, dass immer eine andere Person der Gruppe organisiert und damit findet der Karneval ein Ende.


Trinidad & Tobago - Der Trinidad & Tobago Carnival

Der Karneval in der Hauptstadt Port of Spain hat neben einigen Veranstaltungen ab dem 06.01. in der Kernzeit nur 2 Tage. Der Rosenmontag und der Fasnetsdienstag sind die beiden Haupttage. Die Geschichte ist relativ kurz erklärt. Im 18. Jhd. haben französische Plantagenbesitzer vor dem Fasten kleine Bälle und Maskeraden veranstaltet. Die Sklaven aus Afrika durften allerdings nicht an diesen Festen teilnehmen und begannen parallel ihre eigenen zu feiern. Dieses Fest wurde "Canboulay" genannt, was soviel wie verbranntes Rohr bedeutet und ist bereits der Vorläufer des heutigen Karnevals. Der vorherrschende Musikstil war auch die Calypso-Musik, die sich aus der westafrikanischen Kaiso- und Canboulay-Musik entwickelt hat. Da der Kontakt untereinander untersagt wurde, haben die Sklaven über die Calypso-Musik miteinander auf Französisch-Kreolisch kommuniziert. Nachdem im 19 Jhd. die Canboulay-Unruhen immer größer wurden, wurden im Jahr 1881 Stockkämpfe und afrikanische Perkussionsmusik verboten und auch der Ersatz mit Bambusstöcken wurde untersagt. Erst im Jahr 1937 sind diese wieder aufgetaucht und mit ihnen wurde auf Pfannen, Mülltonnendeckel und Ölfässer geschlagen. Noch heute sind diese Elemente ein großer Bestandteil der Musikszene auf Trinidad und Tobago. Die Stockkämpfe sind aber auch heute wieder ein wichtiger Teil des Karnevals, genauso wie die Mas (Kostüme = vom Begriff Maskerade) und Limbo-Wettbewerbe.


Der Rosenmontag beginnt nun sehr früh am Morgen mit einer sehr besonderen Tradition, die es auch in anderen Karibischen Ländern wie Grenada oder Jamaika gibt. Es handelt sich dabei um das J'Ouvert. Der Begriff aus dem französischen übersetzt heißt "Tagesanbruch" und symbolisiert den Start des Karnevals. Hier findet man sich schon ab 4:00 Uhr Morgens zusammen in haugemachten und auch satirischen Kostümen und man übergießt sich mit Öl, Schlamm und Pulver. Dieser Brauch geht auf die Sklavenbefreiung im Jahre 1838 zurück, als diese endlich auch die Freiheit hatten, am Karneval teilzunehmen und diesen zu gestalten. Dem Brauch nach haben bei Aufständen in Port of Spain sich die Angreifer mit Schlamm und Öl beschmiert, um nicht erkannt zu werden. Heute ist es auch mit dem Grundsatz des Karnevals vereinbar, dass an Karneval alle Menschen gleich sind und auch im Rheinischen Karneval eine alte Tradition ist.

Nach dem wilden Start in die Karnevalstage beginnt um 12:00 Uhr Mittag dann die erste große Parade durch die Hauptstadt. Wie in Mittel- und Südamerika weit verbreitet, ist auch hier der Karneval durch Tanzgruppen organisiert, die prächtig geschmückt mit vielen Perlen, Schmucksteinen und Federn durch die Straßen tanzen. Dazwischen gibt es Musikkapellen und auch Umzugswagen z.B. mit DJs. Am Dienstag gibt es dann um 8:00 Uhr morgens die große Parade nochmal und man kann auch am zweiten Tag wieder schön ausgelassen feiern.

 

Am Dienstagabend, nachdem der ganze Tag Musikbegleitend gefeiert wurde, findet dann ab 17:00 Uhr der Las Lap (Last Lap) statt. Die letzte Party, bevor um Mitternacht der Karneval vorbei ist. Dieser findet auch nicht nur in der Hauptstadt, sondern im gesamten Land statt. Wägen mit DJs und Soundanlagen beschallen langsam fahrend dabei die ganzen Straßen und unterhalten die Mengen und Stände überall an den Straßen sorgen für reichlich Essen und Trinken.



Brasilien - Carnaval do Rio

Einer der berühmtesten Karnevalsfeiern der Welt ist der Karneval in Rio und die bunten Bilder mit den riesengroßen Festwagen im Sambadrome kennen wohl die meisten Menschen der Welt. Trotz allem würde ich gerne hier nochmal genauer darauf eingehen und vor allem zeigen, was es auch noch neben dieser Parade gibt bzw. wie das ganze organisiert ist. Der Veranstalter der großen Paraden ist die Liga Independente das Escolas de Samba do Rio de Janeiro (LIESA). Bereits nach Abschluss des aktuellen Karnevals wird bereits der nächste geplant. Die Liga der Sambaschulen erarbeitet sich ein Thema und spricht sich mit Tourismusbüros und der Presse ab. Die teuren Festwagen und Organisation wird teilweise aus öffentlichen Mitteln und vor allem durch großzügige Spendern finanziert. Die Kostüme muss jeder Träger in jedem Jahr selbst bezahlen und spart teilweise das ganze Jahr dafür. Nachdem alles vorbereitet ist, wird bereits ab Dezember direkt am Schauplatz im 700m langen Sambadrome der Auftritt geübt.

Was allerdings viele nicht Wissen, dass diese Paraden weniger zum Spaß sind oder um einfach Party zu machen, wie in anderen Ländern und Städten, sondern ein knallharter und für manche auch sehr teurer Wettbewerb, dessen Finanzierung auch immer wieder schwer fällt. Zuletzt wurden unter anderem für 2020 die öffentlichen Mittel von Bürgermeister Marcelo Crivella komplett gestrichen. Die Sambaschulen sind in mehreren Ligen eingeteilt, vergleichbar mit den Ligen im Fußball bei uns.

 

Den Anfang macht die Access Group mit den ersten beiden Paraden am Fasnetfreitag und Fasnetsamstag. Hier treten bis zu 16 Sambaschulen gegeneinander an und der Gewinner steigt im folgenden Jahr in die nächste höhere Liga auf.

Danach folgt am Fasnetsonntag und Rosenmontag die Special Group. Gesamt treten hier 12 Sambaschulen (jeweils 6 pro Tag) an, die um die besten Plätze kämpfen. Dies sind auch die größten und prächtigsten Umzüge im ganzen Karneval.

Am Fasnetsdienstag folgt dann noch die Children's Parade. Alle Sambaschulen, die eine eigene Kinderabteilung haben, können hier an diesem Umzug teilnehmen.

Am Samstag nach Aschermittwoch folgt dann noch als letztes die Champion's Parade. Die besten 6 Platzierungen von der Special Group kämpfen hier nochmal um den ersten Platz und um ein gutes Preisgeld und natürlich auch für gute Werbung für ihre preisgekrönte Sambaschule.

 

Man muss auch bedenken, dass die Paraden alle um 21:00 Uhr Abends starten und bis zu 10 Stunden dauern, deshalb sind die meisten Bilder auch immer in der Nacht. Die letzte Gruppe ist oft schon im Morgengrauen unterwegs.

Bewertet werden die Sambaschulen von 40 Richtern, die in 10 Kategorien Punkte von 5-10 verteilen. Dazu gehören unter anderem die Wahl des Samba Songs, Kostüme, Die Fahnenträger und auch das Gesamtbild.

Wem die Luxuriöse Parade nicht reicht, kann dann noch am Fasnetsamstag Abend zum Glamourösen Magic Ball im Copacabana Palace gehen. Es ist das am meisten Elitäre Event in ganz Rio und nur mit entsprechendem Dresscode und natürlich vorher gekauftem Ticket zu betreten. Auch Berühmtheiten wie Paris Hilton und Gerald Butler waren hier schon dabei.

 

Natürlich findet man in Rio, neben diesen bisher erwähnten beiden streng regulierten Veranstaltungen, auch noch den wahren Karneval auf den Straßen. Musikgruppen und auch Sambaschulen, die sich diesem Wettbewerb nicht beugen, veranstalten in verschiedenen Stadtteilen in den Straßen eigene Umzüge. Bei diesen können auch die Menschen kostenlos zuschauen und wirklich wie bei uns auch gemeinsam feiern. Also ein Fest für jeden, was ja eigentlich auch der Hintergrund vom Karneval ist. Neben dem Straßenkarneval gibt es auch viele Lokalitäten, in denen man feiern kann oder in denen auch Bälle ohne Dresscode veranstaltet werden. 



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