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Der 11.11.

Auf dieser Seite geht es nicht um die Schwäbisch-Alemannische Fasnet, sondern um den traditionellen Beginn des Karnevals oder auch des Faschings am 11.11.. Da auch hier bei uns einige Vereine an diesem Tag die neue Saison eröffnen, liegt nicht zuletzt in der neueren Geschichte, dass eben auch im Gebiet der Schwäbisch-Alemannischen Fasnet der Karneval vor allem im 19. Jahrhundert an Zulauf gewann, bevor sich die Orte zurück auf die alten Wurzeln berufen haben. Aus dieser Zeit kommen auch Narrenzünfte mit Garden oder sogar einem Prinzenpaar. Zusätzlich gibt es vor allem in den Randgebieten vor allem im Norden oder im Osten fließende Übergänge. Hier gibt es Karnevalsvereine mit Maskengruppen, welche auch auf Umzügen der Fasnet teilnehmen oder auch Narrenzünfte die im Bund des Deutschen Karneval als Dachverband organisiert sind und mit Karnevalsvereinen enger zusammen arbeiten.

Die Frage, womit ich mich hier nun beschäftige lautet deshalb, warum die Schwäbische-Alemannische Fasnet erst am 06.01. mit dem Dreikönigstag und nicht schon mit dem 11.11. wie bei allen anderen Formen wie dem Karneval, Fasching, Fasenacht,... in Deutschland beginnt. Was genau ist gerade am 11.11. so besonders um genau diesen Tag zu wählen. Eines kann ich vorab nehmen. Mit Sankt Martin hat es absolut nichts zu tun.

Da das Brauchtum vermischt aus unterschiedlichen Bräuchen und Traditionen der Christlichen Kirche, des heidnischen Kults und der Bäuerlichen Traditionen entstanden ist, kann es heute leider keiner genau sagen, warum genau dieses Datum gewählt wurde. Es gibt hier aber mehrere Theorien.

Hier nun die am weitesten verbreiteten.

Die Zahl Elf

Tatsächlich hat die Zahl Elf eine besondere Bedeutung. Als ein Fest, dass die christliche Ordnung der Gesellschaft in Frage stellt und Verbote der Kirche außer Kraft gesetzt hat, hat die Zahl Elf einen biblischen Hintergrund. Sie liegt genau zwischen den beiden bedeutsamsten Zahlen der Bibel, nämlich der 10 und der 12.

 

Die Zahl 10 ist die Zahl der Verantwortlichkeit des Menschen vor Gott. Hier gibt es allen voran die 10 Gebote (2. Mo 34,27.28; 5. Mo 4,13), welche die Grundregeln der Christlichen Kirche darstellen. Auch die 10 Jungfrauen im Gleichnis (Mt 25,1), die 10 Knechte und die 10 Talente (Mt 25,28; Lk 19,13) oder die 10 Städte eines treuen Knechtes (Lk 19,17) sind in der Bibel als Symbol für diese Zahl nachzulesen.

 

Gleichzeitig gibt es die Zahl 12, welche für die von Gott anvertrauten Verwaltung steht. Auch für diese Zahl finden sich viele Biblische Passagen. Hier gibt es unter anderem die 12 Stämme Israels oder die 12 Jünger von Jesus Christus (2. Mo 24,4; Lk 6,13) oder den 12 Löwen am Throne Salomons (1. Kön 10,20) die 12 Aufseher Salomons (1. Kön 4,7), die 12 Handkörbe voller Felsbrocken (Mt 14,20) und was jedem bekannt ist, die 12 Monate des Jahres (Off 22,2) oder die 12 Tagesstunden (Joh 11,9).

 

Aufgrund dessen ist die 11 keine biblische Zahl. Sie übersteigt die Norm der Gebote und sie hebt die Ordnung auf. Genau das wollte auch die Fasnet immer erreichen und darstellen.

Aus diesem Grund soll sich daher der Start der 5. Jahreszeit am 11.11. um 11:11 Uhr entwickelt haben. Einen närrischeren Starttermin gibt es wohl nicht.

Die Vorweihnachtliche Fastenzeit

Im 6. Jahrhundert wurde in vielen Orten damit begonnen, vor dem 25. Dezember eine Fastenzeit einzuhalten. Ebenso wie vor Ostern wurde hier die Zahl 40 für das 40 Tägige Fasten Jesu in der Wüste auf dem Weg nach Jerusalem (Mt 4,2) herangezogen. Wenn man hier nun zum 25. Dezember 40 Tage abzieht, kommt man auf den 12. November, mit dem die Vorweihnachtliche Fastenzeit begann. Wie auch bei der Fasnet vor dem Aschermittwoch, hat man auch am 11.11. ein letztes mal ein großes Fest veranstaltet, bevor auch hier auf tierische Produkte verzichtet werden musste. Diese Fastenzeit wurde auch erst im Jahre 1917 aus dem katholischen Kirchenrecht entfernt bzw. wird sie nicht mehr ausdrücklich verlangt.

Aus diesem Grund wird auch heute beim Karneval am 11.11. groß und ausgelassen gefeiert um dann die Aktivitäten bis Weihnachten wieder ruhen zu lassen, bis die Fastenzeit zu Ende ist.

Im Zusammenhang mit der Zahl Elf ist diese Herkunft eine der meist geglaubten Theorien.

Der Bauernkalender

Früher war der Bauernkalender sehr wichtig und hat das Leben der Menschen stark geprägt. Missernten haben schnell zu Hungersnöten im Winter geführt. Daher ist auch diese Theorie nicht ganz abwegig, obwohl sie mit den ersten beiden nicht unbedingt mithalten kann.

Laut dem Bauernkalender endet am 11.11. das Wirtschaftsjahr der Bauern. Die Ernten sind alle eingeholt und der Großteil der Ernte auch bereits verarbeitet. Für Magd und Knecht begannen an diesem Tag die Ferien, was natürlich ein Grund zum Feiern war. So war dieser Tag ein Erntedankfest, bei dem auf ein großartiges Jahr getrunken und gefeiert wurde.

Da die Fasnet oder auch der Karneval sehr stark aus den bäuerlichen Schichten kam und sich meistens gegen die Ordnung auch im politischen und nicht nur im kirchlichen Bereich gestellt wurde, ist dies natürlich ein gutes Szenario oder zumindest zusammen mit den vorherigen Möglichkeiten kombiniert ein entscheidendes Merkmal für die Auswahl dieses Termins.

Herkunft der Bezeichnung Karneval

Während bei der Bezeichnung Fastnacht oder schwäbisch Fasnet die Herkunft unumstritten auf die Nacht vor dem Fasten eingeht. War der Begriff für den Karneval bis vor kurzem noch etwas umstrittener.

Bis ins 20. Jahrhunderts war man noch der Meinung, dass der Begriff Karneval von dem lateinischen Ausdruck "carrus navalis" zurückgeht. Dies heißt so viel wie "Schiff auf Rädern". Dies wurde angenommen, da bereits die Römer mit eben solchen Schiffen Umzüge durch die Straßen veranstaltet haben. Auch das Narrenschiff ist noch heute in Gebrauch bei einigen Zünften. Allerdings gilt diese These inzwischen als widerlegt.

Seit einigen Jahrzehnten ist man sich einig, dass der Begriff am wahrscheinlichsten von dem lateinischen Wort "carne levare" kommt. Dies heißt so viel wie "Fleisch wegnehmen" was eben wie die Fastnacht ein Begriff für die folgende Fastenzeit darstellt. Eine noch nähere Bedeutung hätte das Scherzhafte "carne vale". Dies heißt übersetzt "Fleisch, lebe wohl".

 

Egal ob man nun die Fastnacht, Fasnet, Fasching oder Karneval feiert, verbindet dieses Schwellenfest eines. Man hat sich immer gegen die Grundordnungen aufgelehnt und ein ausgelassenes Fest vor der strengen Fastenzeit abgehalten, um nicht zuletzt die verderblichen Tierprodukte zu verbrauchen.


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