Um diese Frage zu beantworten, muss man hier etwas weiter ausholen. Die Fasnet steht, wie es auch schon der Name ausdrückt, in Verbindung mit der Fastenzeit und daher auch mit Ostern. Die Anfänge der Entwicklung begannen daher bereits im 2. Jahrhundert. Damals wurde als erstes ein Trauerfasten für Karfreitag und -samstag beschlossen. Diese Zeit wurde nach und nach immer weiter ausgedehnt, so zum Beispiel im 3. Jahrhundert bereits auf die gesamte Karwoche und im 4. Jahrhundert auf 40 Tage. Die Zahl 40 hat im Christlichen Glauben eine große Bedeutung und kommt in der Bibel an vielen Stellen vor. Neben dem 40 Tägigen Fasten von Jesus Christus in der Wüste (Mt 4,2) kommt diese Zahl auch in (Ex 16,35) vor, als das Volk Israels 40 Jahre durch die Wüste zog, an die 40 Tägige Sintflut (Gen 7,4-6) oder an die 40 Tage, welche Moses auf dem Berg Sinai mit Gott verbrachte (Ex 24,18). Nun aber genug Biblische Gründe für die Fastenzeit. Die Zählungen der Fastenzeit wurden im laufe der Zeit immer wieder verändert und angepasst.
Wie wurde die Fastenzeit berechnet?
Die Fastenzeit wurde im laufe der Zeit immer wieder verändert. Hier gibt es einmal ein paar Zählungen, welche verwendet wurden.
Im 4. Jahrhundert begann das Fasten am 6. Sonntag vor Ostern und endete, damit es auch 40 Tage sind, am Gründonnerstag. Dieser Sonntag ist vor allem im Südwesten durch den Fackelsonntag oder auch Funkensonntag bekannt.
Bereits im 5. Jahrhundert wurde die Fastenzeit an die uns heutige Rechnung angepasst. Die Sonntage wurden aus dem Fasten ausgenommen. Um weiterhin auf 40 Tage zu kommen mussten nun 6 Tage dazu genommen werden. Hierfür wurde der Beginn auf den Aschermittwoch vorgezogen und das Ende auf den Karsamstag nach hinten verschoben.
Nach einer weiteren Rechnung, welche auf das gleiche Ergebnis kommt, werden die Sonntage dazugerechnet, dafür endet die Fastenzeit am Palmsonntag (Sonntag vor Ostern) und die Karwoche wird als heilige Woche gesondert gerechnet.
Auch die Rechnung der 40 Tage inklusive der Sonntage hat sich Regional durchgesetzt. die 6 Tage (Sonntage), welche in dieser Rechnung zu viel wären, wurden zu Beginn abgezogen. So beginnt diese Fastenzeit am Dienstag nach Aschermittwoch. Dieses Datum ist auch in der heutigen Zeit noch bekannt mit der Burefasnet (Bauernfastnacht) oder auch die Fastnacht in Basel.
Wie entstand nun das Fest?
Nachdem nun die Berechnung des Termins sowie die Entwicklung der Fastenzeit seit dem 1. Jahrhundert hier beschrieben wurde, geht es nun mit großen Schritten in das Mittelalter (6. - 15. Jahrhundert). Laut einer Fastenregel im Mittelalter war nun nur noch eine Mahlzeit am Tag erlaubt. Dazu war der Verzehr von Fleisch, Eiern, Milchprodukten sowie Alkohol verboten. Zum ersten mal wurden hiermit feste Regeln für die Fastenzeit vorgeschrieben und der Beginn der Fasnet kündigt sich hiermit an. Um die verderblichen Vorräte davor zu verbrauchen, hat sich die Tradition entwickelt, an den Fastnachtstagen vor der Fastenzeit, alles zu verbrauchen und somit größere Feste zu feiern. So entstanden Bräuche wie Kutteln essen, Krapfen (Fasnetsküchle) zu backen und eben einfach zu feiern. Die Fastnacht, also die Nacht vor dem Fasten, ist geboren.
Wie berechnet sich das Datum?
Nach sämtlichen Infos, wie die Fastenzeit berechnet wird und wie es am Ende dazu kam, dass wir ein Fest in der Zeit davor feiern, kommt nun auch die Berechnung des Datums. Wie jeder schon gemerkt hat, sind Feiertage wie Ostern, Pfingsten, Christi Himmelfahrt oder auch der Rosenmontag nicht an einen festen Tag gebunden wie Weihnachten oder auch Allerheiligen/Allerseelen oder der Martinstag. Dies liegt daran, dass die ersten genannten Feiertage nicht auf einem festen Datum im Kalender beruhen, sondern sich an einem ganz besonderen Tag und einem Ereignis ausrichten.
Auf dem ersten Konzil von Nicäa im Jahr 325 wurde der Termin für Ostern auf den Sonntag nach dem ersten Vollmond nach dem kalendarischen Frühlingsanfang am 21. März gesetzt. Hier ist entscheidend, dass hier der Ostersonntag gerechnet wird. Fällt der 22. März auf einen Sonntag und zeitgleich findet am 21. März ein Vollmond statt, dann kann Ostern auf den frühesten Termin am 22. März fallen. Diese Konstellation ist zuletzt 1818 vorgekommen und wird auch das nächste mal erst 2285 sein. Der letzte mögliche Termin für den Ostersonntag ist der 25. April, nämlich dann, wenn am 20. März Vollmond ist. Danach geht es 29,53 Tage bis zum nächsten Vollmond, also bis zum 18. April. Wenn dieser Tag ein Sonntag ist, geht es entsprechend nochmal 7 Tage bis Ostern, weshalb der Termin dann erst der 25. April wäre. Dies kommt rechnerisch öfter vor und fand zuletzt 1943 statt und wird das nächste mal 2038 vorkommen. Zur Berechnung des Vollmondes wird nicht der tatsächliche Vollmond genommen, sondern entsprechend dem Meton-Zyklus des griechischen Astronomen Meton aus dem 5. Jahrhundert. Auch hier gibt es wie bei unserem gregorianischen Kalender kleine Abweichungen die in regelmäßigen Abständen (Schaltjahr) ausgeglichen werden.
Anhand dieser Berechnung für den Ostersonntag leiten sich sämtliche Kirchliche Feiertage, vor allem im ersten Halbjahr, ab.
Aschermittwoch - 46 Tage vor Ostersonntag
Christi Himmelfahrt - 39 Tage nach Ostersonntag
Pfingstsonntag - 49 Tage nach Ostersonntag
Fronleichnam - 60 Tage nach Ostersonntag
Die evangelische Kirche und Fasten
Die evangelische Kirche hat bereits zu Beginn das Fasten freier ausgelegt. Es soll kein zwanghaftes Fasten mit festen Regeln geben, an die sich am Ende nicht jeder hält, sondern es gehe mehr um die individuellen Werte jedes einzelnen und um den Verzicht auf Gewohnheiten. So steht die Kirche auch heute noch dafür, dass nicht auf spezielle Produkte beim Essen verzichtet werden soll, sondern auf Gewohnheiten wie rauchen, fernsehen oder auch Alkohol trinken setzt.
Hierzu gibt es ein gutes Zitat von Martin Luther:
„Ich will jetzt davon schweigen, dass manche so fasten, dass sie sich dennoch vollsaufen; dass manche so reichlich mit Fischen und anderen Speisen fasten, dass sie mit Fleisch, Eiern und Butter dem Fasten viel näher kämen … Wenn nun jemand fände, dass auf Fische hin sich mehr Mutwillen regte in seinem Fleisch als auf Eier und Fleisch hin, so soll er Fleisch und nicht Eier essen. Andererseits, wenn er fände, dass ihm vom Fasten der Kopf wüst und toll oder der Leib und der Magen verderbt würde […], so soll er das Fasten ganz gehen lassen und essen, schlafen, müßig gehen, so viel ihm zur Gesundheit nötig ist.“
Dies ist auch der Grund, weshalb sich in evangelisch geprägten Regionen oder auch Gemeinden die Fastnacht nicht durchgesetzt hat, da ein letztes Fest vor der Fastenzeit nicht nötig war. In Deutschland sind auch die eher katholisch geprägten Regionen wie Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz oder Nordrhein Westfalen bekannt für die Fastnacht, Fasnet, Fasching, Karneval,... .
Heute ist das anders. Nicht mehr der Zweck des Festes ist wichtig, sondern die Beliebtheit. Auch der Raum der Schwäbisch-Alemannischen Fasnet expandiert immer weiter und jährlich werden neue Zünfte, auch über die damaligen Grenzen hinaus, gegründet.
Zusätzliche Fakten
- Früher gab es auch eine 40 Tägige Fastenzeit vor Weihnachten, welche genau am 11. November begonnen hat. Am Martinstag gibt es daher auch den Brauch eine Martinsgans zu essen und es ist der Beginn des Rheinischen Karnevals.
- Leider konnte ich dazu keine bestätigenden Quellen finden, jedoch habe ich das mal gelesen, dass aufgrund der Fastenzeit sich auch der Brauch der Ostereier verbreitet hat. Während der Fastenzeit haben die Hühner ja weiterhin Eier gelegt. Schon damals wusste man, dass gekochte Eier länger Haltbar sind, so haben sich über die Zeit sehr viele Eier angesammelt, welche zum Ende der Fastenzeit als erstes verspeist wurden, bevor man neue Lebensmittel nutzte. Hierzu hoffe ich noch Quellen zu finden.
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